Vom 10.-17. Oktober 2024 findet zum ersten Mal das lateinamerikanische Literaturfestival BARRIO|BAIRRO BERLIN statt. Das Festival stellt zeitgenössische Literatur aus Lateinamerika und der lateinamerikanischen Diaspora vor. In Kooperation mit unabhängigen Projekträumen, Kulturinstitutionen, Buchhandlungen, Bibliotheken und Zeitschriften finden eine Woche lang Lesungen, Podiumsgespräche, Performances, Workshops und literarische Spaziergänge an verschiedenen Kulturorten der Stadt statt, die die vielfältige lateinamerikanische Literaturszene in Berlin sichtbar machen – aus transtemporaler, dekolonialer und interdisziplinärer Perspektive.
Der Blick auf Lateinamerika ist nach wie vor stark durch koloniale Stereotype und exotisierende Narrative geprägt, und die Literatur des Magischen Realismus prägte zusätzlich das Bild eines entrückten, ländlichen Lateinamerikas. Die zeitgenössische lateinamerikanische Literatur widersetzt sich diesen Narrativen. Mit einer großen stilistischen Vielfalt entziehen sich die Autor:innen jeder Kategorisierung. Sie mischen Genres wie Science-Fiction, Thriller, Fantasy, Memoria und utopische Literatur und entwickeln neue Textformen wie die „microrrelato“, die Mikroerzählung und Dokumentarpoesie. Jenseits der verklärten Utopien der Literatur des Magischen Realismus, der die Folgen des Kolonialismus und die gesellschaftlichen und politischen Realitäten der modernen lateinamerikanischen Gesellschaften ausblendet, arbeitet die zeitgenössische Literatur koloniale und postkoloniale Verwerfungen auf und denkt Lateinamerika dekolonial.
Berlin ist ein zentraler Ort lateinamerikanischen Schreibens außerhalb von Lateinamerika. Die Stadt ist Heimat vieler lateinamerikanischer Autor:innen und Künstler:innen und Protagonistin lateinamerikanischer Literatur, gleichzeitig Stadtteil (barrio/bairro) einer lateinamerikanischen Global City und Literaturmetropole des 21. Jahrhunderts, vielschichtig und immer im Wandel. „Mit dem Festival möchten wir das ,Barrio Berlin’ als Teil der lateinamerikanischen Literatur und die reiche und dynamische Literaturszene und ihre Akteur:innen in Berlin feiern. Das Festival ist eine kollektive, vielsprachige, literarische Intervention. Gemeinsam mit Autor:innen, Künstler:innen, Kollektiven und Kulturschaffenden werden wir die Synergien zwischen lateinamerikanischen und deutschsprachigen Literaturschaffenden ausloten und diese verbinden“, so die Kurator:innen des Festivals, Timo Berger, Luisa Donnerberg, Douglas Pompeu, Ana Rocío Jouli und Felipe Saez Riquelme.
Das Festival BARRIO|BAIRRO BERLIN setzt sich mit den komplexen kulturellen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Deutschland und den Folgen kolonialer Machtstrukturen auseinander. Um lateinamerikanische Literatur für ein breites Publikum zugänglich zu machen und die Vernetzung ihrer Akteur:innen in Berlin zu stärken, wurden zahlreiche literarische Initiativen, Gruppen und Kulturveranstalter:innen eingeladen, das Festival mitzugestalten und die Stadt eine Woche lang in eine lateinamerikanische Literaturmetropole zu verwandeln.
Erstmals wird außerdem die lateinamerikanische Literatur in Berlin kartographiert: die vielfältigen Spuren und Präsenzen lateinamerikanischer Literatur in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Berlins werden in einer virtuellen Karte dokumentiert, die auch über das Festival hinaus bestehen und laufend als Plattform für Veranstaltungen mit lateinamerikanischen Autor:innen bespielt wird.
Genauere Informationen zum Programm, den Kooperationspartnern und Gästen sind auf der Festival-Webseite und bei Instagram und Facebook zu finden.
BARRIO|BAIRRO BERLIN ist ein Projekt von transatlantico und alba.lateinamerika lesen in Kooperation mit dem Exzellenz-Cluster “Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective” der Freie Universität Berlin und Lettrétage und wird gefördert durch den Haupstadtkulturfonds. Kuratiert in Kooperation mit a Livraria, alba.lateinamerika lesen, andenbuch, BARAZANI.berlin, Bartleby & Co, Pasajero del Muro, poco.lit, Salón Berlinés, Siesta Festival, Taller d’ Luis, Wiese und unterstützt von ECHOO, Iberoamerikanisches Institut, Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda, Zentral- und Landesbibliothek Berlin-Amerika-Gedenkbibliothek, aquarium/narrativ e. V., Hopscotch, Kantine am Berghain, Poropati, Refugio, Instituto Cervantes Berlin, Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
Präsentiert von taz. die tageszeitung
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