Die Literatur besitzt ihre eigenen Zeitlichkeiten, die den übrigen, die das bestimmen, was man Realität zu pflegen nennt, häufig fremd gegenüberstehen. In anderen Bereichen könnten diejenigen, die hier als Vertreter eines „aufstrebenden“ Schreibens erscheinen, durchaus schon als Etablierte gelten. Versteht man das Aufstrebende in einem passiveren Sinne als das, was emergiert, als das Auftauchende, so ließe sich auch fragen, woraus und für wen? So erklingen im Auftauchen immer auch die Echos jener „Entdeckungen“, die als solche nie mehr waren, als die Wahrnehmung von etwas, das immer schon da war. Trotzdem scheint dieser Titel passend als Überschrift der folgenden Seiten: Wenn das Auftauchende offensichtlich unsere Koordinaten von Raum und Zeit verwirrt und infrage stellt, dann umschreibt dies perfekt, was die Autorinnen und Autoren dieser Sammlung von Texten umzutreiben scheint; Texte, die jenseits eines einfachen Auftauchens vielmehr aus den Notwendigkeiten ihrer Schöpfer heraus entstehen; Texte, die sich in fortwährender Auseinandersetzung mit der Zeit befinden und in dem stets scheiternden Versuch, diese durch das Wort stillzustellen: Die Wirklichkeit ist nicht mehr als ein verschwommenes Foto des Ramal zwischen zwei Geisterdörfern des Südens oder die losen Bilder, die ein Epileptiker nach seinem letzten Anfall vergeblich zusammenzufügen sucht.
 
Schwerpunkt: Chile
 
Erscheinungsdatum: September 2015
 
Redaktion: Diana Grothues, Jorge J. Locane, Benjamin Loy (V.i.S.d.P.), Edna Martínez, Leonardo Pascuti, María Ignacia Schulz, Karina Theurer
Art Direction & Layout: Edna Martínez
Layout: Tina Köppert
Titelbild: Ingrid Wildi Merino
 
Dank an: Botschafter der Republik Chile in Deutschland Mariano Fernández, Kulturattaché der Botschaft der Republik Chile in Deutschland Carlos Medina, Edgard Berendsen, Fabienne Bradu, Julio Carrasco, Alejandra Chacoff, Valeska Díaz, Maya Sofie Masuhr, Rodrigo Rojas Mackenzie, Margarita Ruby, Peter Schultze-Kraft, Marcos Wasem